Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home
In einem typischen Basler Quartier mit viel urbanem Charme wohnen der Gymnasiallehrer Matteo und der visuelle Gestalter Urs in einer offenen, freundlichen Stadtwohnung. Eingerichtet haben die beiden mit viel Liebe zu Design, tollen Fundstücken und persönlichen Details.
Zusammenziehen war die Idee des Paares. Urs wohnte in einem grossen Loft in Wangen an der Aare, Matteo in einer kleinen Wohnung in Basel. Beim Spaziergang durch Basel fiel den beiden ein schönes, altes Haus auf. Bei der Nachforschung, ob da vielleicht mal eine Wohnung frei würde, stellte sich heraus, dass Abriss, Neubau und Eigentumswohnungen geplant waren. Das war eine super Gelegenheit, und so wurde aus dem Zusammenziehen gleich ein Wohnungskauf. Den Innenausbau konnten sie selber bestimmen. Möglichst viel offener Raum war der Plan, den sie dem Architekten vorlegten. Alle Wohnungen im Haus haben völlig andere Grundrisse. «Wir wünschten uns die Wohnung möglichst grosszügig und hell und haben statt konventionellen Türen raumhohe Schiebetüren eingebaut. Das zu komplett offenen Räumen führte», erklären die beiden ihre Raumaufteilung. Seit April 2015 wohnen sie nun in der freundlichen, entspannten Wohnung. Der Wohnraum öffnet sich mit grossen Fensterfronten und einem Balkon zu einem Innenhof mit altem Baumbestand. Die Wohninsel ist aus lauter Einzelstücken zusammengestellt und gruppiert sich um einen ovalen Teppich von Ruckstuhl. Urs steckt beruflich mitten in der Schweizer Designwelt, und es ist klar, dass ihm dabei gewisse Stücke besonders ans Herz gewachsen sind. Dazu gehören auch alte Fundstücke wie etwa das Zweiersofa, das wie ein grosser Stuhl wirkt. Es stand, ziemlich angestaubt, in einer Wartehalle eines Kunden, die gerade neu möbliert wurde. «So fand es denn Asyl bei uns», erzählt uns Urs.
Auf der Suche nach einem gemütlichen aber schlichten Sofa fanden sie dieses kubische, silbergraue Modell in einem der grossen Einrichtungshäuser. Rückgrat gibt ihm ein altes Tischchen aus dem Brockenhaus. Darauf gestapelt: Zeitschriften, Lieblingsbücher und Objekte.
Als Sideboard dient ein klassisches USM-Regal, auf welchem hübsche Sachen ausgestellt sind. Das Bild etwa erstand Urs bei einer Hausräumung. Auf einem Tablett vom dänischen Designer Finn Juhl stehen Vasen von der Schweizer Manufaktur Linck, der Eames Bird und ein hübsches Zitronenschälchen, ein Fundstück aus dem Brockenhaus.
Das kleine Stillleben widmet sich unbewusst dem Thema «broken glass» mit einem Stück zerbrochenem Autoglas, einem geerbten Champagnerkelch, dem beim Abwasch ganz einfach der Ring abgefallen ist, Papiermaché-Objekten die Urs einmal gemacht hat und Trouvaillen von Stränden, die ein Stück gemeinsame Feriengeschichte bedeuten.
Die Bühne, vor der Rita Palanikumar Urs und Matteo porträtierte, ist eine Holzstore, die Matteo in seinem Lieblingsbrocki in Basel gefunden hat und nun als Paravent dient. Schön ist hier auch die Aufteilung der Räume zu erkennen. Der Wohnraum fliesst in eine Essnische über. In der Mitte befindet sich die Küche und auf der anderen Seite das Bad.
Urs Stampfli ist visueller Gestalter und Partner in einer Agentur für Kommunikationsdesign. P’INC heisst die Agentur in Langenthal und arbeitet vor allem im Schweizer-Design-Bereich. Das Atelier kreiert zum Beispiel den visuellen Auftritt der Firma USM, des Designpreises Schweiz oder des Langenthaler Designers‘ Saturday. Erscheinungsbilder, Dokumentationen und Ausstellungsszenografien gehören zu seiner umfassenden Tätigkeit. Und natürlich eine grosse Liebe zu schönen Dingen. Diese lebt er sehr gekonnt auch beim Wohnen aus.
Der klassische, grosse Haller-Tisch hat ganz unterschiedliche Holzstühle und damit viel Wohnlichkeit bekommen. Über dem Tisch hängt ein grosses Foto mit einem «No Name Mountain». Es ist vom Schweizer Fotografen Bruno Augsburger, mit dem Urs eine langjährige berufliche Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet. Auf der Säule thront ein Porzellanhase auf einem Hasenfell.
Bei der Küche musste das Paar von einem bestimmten Vertragspartner eine Kombination aussuchen. «Wir wolltendie schlichteste und diskreteste Version. Natürlich kochen und essen wir gerne, finden aber, dass eine Küche einen Zweck erfüllen muss und kein Repräsentationsort ist. So wollten wir sie auf keinen Fall als Insel im Raum inszenieren», so Urs und Matteo.
Neben der Küche ist ein gemütliches Samstagmorgen-Frühstücksplätzchen entstanden – mit viel Aussicht auf das rege Stadtleben im Quartier.
Auf der anderen Seite der Küche ist das Bad und daneben ein Arbeits- und Gästezimmer, das zudem noch mehr Wohnraum bietet.
Auch in diesem Raum sind kleine, hübsche Möbel mit Stillleben zu entdecken.
Persönlich zusammengestellte Dinge erzählen immer auch eine Art Geschichte.
Matteo ist Gymnasial-Lehrer im Fach Französisch. Der gebürtige Italiener lebte die ersten Lebensjahre in Ivrea, Norditalien. Zweisprachig aufgewachsen, fiel ihm auch das Französisch in der Schule sehr leicht. So hat er seine Liebe zu den Sprachen schon früh entdeckt. Diese hat er später zum Beruf gemacht und gibt sie jungen Schülern mit auf den Lebensweg.
Die Bücherregale im Arbeitszimmer sind vollgepackt mit französischer Literatur. «Ich muss beruflich viel lesen, was ich an meiner Arbeit sehr liebe», so Matteo. Mit der Maturalektüre, die meine Schüler wählen, entdecke ich auch immer wieder Neues und Spannendes.» Ein Lieblingsbuch aber hat er nicht. Er liest sehr selten ein Buch zweimal, sondern viel lieber immer wieder neue. Eine besondere Liebe hegt Matteo zum 19. Jahrhundert der französischen Literatur mit Vertretern wie Flaubert, Baudelaire oder Théophile Gautier.
Natürlich befinden sich zwischen den Büchern auch persönliche Schätze.
Auffallend sind die vielen formstarken Leuchten in der Wohnung. Die beiden mögen Deckenleuchten nicht und haben beim Innenausbau ausdrücklich keine Deckenanschlüsse gewünscht. Für Licht sorgen somit viele Stehleuchten. Diese schlichte Stehleuchte hier kommt zum Beispiel aus dem Internet. Die Geschichte dazu kann einfacher nicht sein: «Wir haben schlicht ‹Stehleuchte online kaufen› gegoogelt, diese Leuchte erschien als erste. Sie wurde drei Tage später für wenig Geld geliefert.»
Der nächste Raum ist das Ankleidezimmer. Auch dieses ist wohnlich mit Sideboard und praktisch mit grossem Spiegel eingerichtet.
Auch im Ankleidezimmer dominiert eine Stehleuchte, diesmal aus dem Fotostudio. Auf dem Boden: Flauschteppich von Ruckstuhl, Kunst und eine grossblättrige Zimmerpflanze.
Das Schlafzimmer und die Ankleide lassen sich mit wandhohen Schiebetüren vom restlichen Wohnraum abtrennen. Beim Schliessen öffnet sich der vollbepackte Wandschrank.
Auch beim Innenausbau des Bades galt es wieder bei einem bestimmten Vertragspartner auszuwählen. Bei den passenden Möbeln aber fanden die beiden auch nach drei langen und ausgiebigen Samstagseinkaufstouren nichts Passendes. «Alles, was angeboten wird, fanden wir extrem unattraktiv» So entschlossen sie sich für eine Ikea-Kommode, liessen ein Loch aussägen und haben nun ein schickes, warm wirkendes Badezimmer.
Im Schlafzimmer stehen ein kleines Tischchen von Lehni, ein hübscher Vintagesessel und ein Bild, das Matteo gemalt hat, um dem Raum ein Stück nachtblaue Farbe zu geben.
Im Eingangsbereich ist der typische Stilmix, der die ganze Wohnung bestimmt, in einer kleinen Ecke umgesetzt: Designregal, viele persönliche Dinge und einzelne Fundstücke.
Auf dem Ablagetischchen hat es Platz für Schlüssel und allerlei kleine Dinge.
Die inspirierende Tour durch die freundliche und frische Basler Stadtwohnung endet wieder im Wohnbereich. Fast wie Kunst tanzen hier die starken Leuchten von Flos im Raum. Sie sind zwar an der Decke mit Haken montiert, aber keine Deckenleuchten, denn das Licht, das sie spenden strahlt punktuell und auf Sitzhöhe. Die ganze Einrichtung besticht durch ein grafisches Formenspiel. Hier sind es runde und eckige Formen, die gekonnt zueinander stehen.
Wie eines der vielen Landschaftsfotos, die in der Wohnung zu finden sind, präsentiert sich die Aussicht auf den Innenhof wie ein Bild. «Auf dieser Seite der Wohnung befindet sich der alte, gemütlichere Teil des Basler Quartiers mit grossen Bäumen und charmanten alten Schuppen», so Urs und Matteo. Das Grün wiederholt sich in den schönen Zimmerpflanzen. Der Balkon zieht sich über die ganze Länge der Wohnung hin und bietet Platz für Topfpflanzen und einen Tisch mit Stühlen.
Der Beitrag Grafisch und gemütlich erschien zuerst auf Sweet Home.