Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home
Nicolette Huhn wohnt in einem wunderschönen, 400 Jahre alten Zürcher Haus in Uerikon. Dort hat sie ein Keramikatelier, schneidet Haare auf energetische Weise und betreibt ein kleines Bed and Breakfast. Wir besuchten die kreative Frau und entdeckten ein freundliches Zuhause, wo der Sommer ganz selbstverständlich dazugehört.
Jedes Mal, wenn ich meine Eltern in Stäfa besuche, spaziere ich an Nicolette Huhns stattlichem Haus in Uerikon am Zürichsee vorbei. Ich steige lieber in Uerikon aus, weil dort noch eine ländliche Idylle herrscht, die in vielen Dörfern an der Goldküste längst verbaut ist. Spazierwege, schöne Aussichten auf den See, Schilflandschaften und das Goethebänkli sind noch so wie in meiner Kindheit. Dazu gehören auch die alten, schlichten Landhäuser mit kleinen Fenstern und grossen Dächern. Eines davon bewohnt Nicolette Huhn mit ihrer 17-jährigen Tochter Bianca. Da ich Nicolettes bunte Keramik kenne und über Social Media auch einige Einblicke in das freundliche Haus und Atelier hatte, fragte ich sie einfach, ob wir sie für Sweet Home porträtieren dürfen.
Wir fanden tatsächlich die hübsche, ländliche Idylle, die ich mir vorstellte. Das Haus ist wunderschön, hat einen grossen alten Garten und steht erhöht am Hügel, ganz in Seenähe. Nicolette Huhn: «Als es zur Miete ausgeschrieben war, wusste ich gleich: das ist eine einmalige Gelegenheit, die meiner Tochter und mir ein wunderschönes Zuhause bietet, wo ich auch arbeiten kann.» Nicolettes Traum wurde wahr und die beiden zogen ein. Das grosse Haus bietet genügend Platz für ihr Keramikatelier. Nicolette bemalt von Hand mit leuchtenden Farben schönes Geschirr.
Ursprünglich war sie Coiffeuse und kam erstmals von Deutschland nach Zürich, um im damals ganz neuen Valentino-Salon als Geschäftspartnerin mitzuarbeiten. In dieser Zeit ist sie auch als Hairstylistin für Modeproduktionen viel um die Welt gereist. Dabei hat sie die Liebe zur Keramikkunst gefunden – genauer gesagt vor mehr als 20 Jahren in Kapstadt. «Da sah ich zum ersten Mal solch farbenfrohes, handgemachtes Geschirr. Ein paar Jahre später entdeckte ich per Zufall im Zürcher Oberland ein Café, wo man selber Keramik malen konnte. Ich hatte so viel Freude daran und habe alles genau recherchiert. Für die Rohlinge bin ich nach Italien gefahren und habe nach den besten Handwerkern gesucht. Wie man genau Keramik bemalt, habe ich mir selbst beigebracht – ganz nach meinem Lebensmotto «Learning by doing». Und Haare schneide ich auch noch nebenbei, aber auf eine ganz andere, energetische Art», sagt die talentierte Frau lachend. Dafür hat sie ein ruhiges Zimmer eingerichtet mit Blick auf den See.
Ein Bogengang führt in den grosszügigen, gepflegten Garten mit Buchshecken, Rasen, Rosen und alten Obstbäumen.
Ein Teil des Gartens ist sogar ein kleiner Park mit eingezäunten Blumen und klassischer Skulptur.
Das Haus bietet genügend Platz für Gäste. So hat Nicolette auch ein kleines Bed and Breakfast eingerichtet. «Oft kommen Familienmitglieder und Freunde von Nachbarn», erklärt sie. Die hübschen Zimmer gehen direkt in den Garten.
Das Zentrum des gemütlichen Hauses bildet eine grosse Wohnküche. Dort steht ein Holztisch mit Gartenstühlen. «Das passt zum Landleben», findet Nicolette, «und schafft zudem viel Sommerlaune.»
Sommerlaune strahlt auch Nicolettes Geschirr aus. Sie bemalt Teller, Schüsseln, Schälchen, Krüge und Tassen mit leuchtenden Farben. Sie macht das auf der Töpferscheibe. Das gibt der Farbglasur eine charmante Textur und unterstützt die Form des Geschirrs.
In der Küche sorgt eine alte Holzwand für viel Wärme. Dahinter befindet sich – praktisch und modern eingerichtet und beleuchtet – eine grosse Vorratskammer.
Selbstverständlich benutzt Nicolette ihr Geschirr auch im Alltag. Dafür sind die kunterbunten, fröhlichen Einzelstücke ja auch gedacht. Sie lassen sich erst noch prima untereinander kombinieren.
Statt mit Sofa und Sitzgruppen richtet Nicolette lieber mit Stühlen, Bänken und Tischen ein. «Das finde ich viel gemütlicher, und es passt auch besser in diese alten, kleinen Räume», sagt die Hausherrin.
Ein bisschen Retro gehört auch dazu. So entdecken wir überall liebevolle, kleine Stillleben, die das Haus freundlich machen und ihm eine persönliche Note geben.
Im Gästebad hat es eine üppig gemütliche Tapete. Das Haus wurde mit viel Respekt und grossem Können renoviert. Es war das Wohnhaus des berühmten Schweizer Architekten Pierre Zoelly.
Ein anderes wunderschönes und clever eingebautes Detail ist dieses Küchen-Wasserbecken. Direkt am Fenster und geschickt in die Mauer integriert, vereint es moderne Technik und bäuerliche Einfachheit. Nicolette hat einen schlichten weissen Holzsessel in die Küche gestellt, damit man dort auch verweilen kann.
Diese alte Küche in der unteren Etage benutzt Nicolette nur für besondere Anlässe.
Das Familienbad ist gross und hat von allem das Schönste. Die Armaturen sind genau so alt, wie man es sich wünscht. Und keine Spiegelschränkchen stören. Für Kosmetikartikel hat Nicolette dem Lavabo ein altes, weisses Holzschränkchen zur Seite gestellt.
Die Badewanne mussten wir ganz einfach zeigen, denn sie ist ein Prachtsexemplar. Sehr schön ist auch der typische Wabenboden, der zu vielen alten Schweizer Häusern gehört. Seine warme Terracottafarbe hat der Architekt nochmals diskret als Linie zwischen Kacheln und Mauerwand eingesetzt.
Auch sonst zeigt das Haus interessante Farbakzente. Im Erdgeschoss sind zum Beispiel bestimmte Mauerelemente mit einem zarten Himmelblau gestrichen.
Genau das gleiche, zarte Blau finden wir als Innenleben bei noch unfertigem Geschirr in Nicolettes Atelier.
Nicolette arbeitet mit Aussicht auf den Garten. Der Sonnenschein, der oft durchs Fenster in den Raum fällt, inspiriert sie zu den fröhlichen Sommerfarben, mit denen sie ihr Geschirr bemalt.
Im Keller steht eine Lieferung von rohem Geschirr. Es wird nach Nicolettes Entwürfen produziert und danach von ihr mit Glasurfarbe bemalt.
Der Eingang zum Haus fügt sich nahtlos in die dörfliche Hausgruppe ein. Ein grosser Platz, Scheunen und ein Brunnen gehören dazu. Natürlich hat Nicolette – wie es sich gehört – auch ein gemütliches Bänkli zum Verweilen davorgestellt.
Nicolettes Website: Nikki Huhn
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