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Wohnen mit Zeit und Zeitgeist

Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

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An diesem regnerischen Morgen letzte Woche waren wir plötzlich mittendrin im Familienleben der Burns. Gigi Burn brachte den sechsjährigen Sohn Monti in den Kindergarten und hat auf dem Nachhauseweg Blumen und Früchte mitgebracht –damit das mit dem Fotoshooting auch stilvoll klappt. Das Paar ist harmonisch eingespielt. Gigi wäscht und trocknet die runde Glasvase zur Perfektion und Marisa schneidet und platziert die Blumen in Ikebana-Manier – das alles ganz nebenbei, während Töchterchen Olympia nach Aufmerksamkeit bettelt, wir die Wohnung besichtigen und die beiden unsere vielen Fragen beantworten.

Slow Living ist für das kreative Paar das wichtigste Thema – zu Hause und im Beruf. Gerade erst führten sie einen Event durch mit ihrem gemeinsamen Projekt, dem «Peace Club». Dabei geht es darum, Gleichgesinnten und Interessierten Slow-Living-Produkte in einer Art Happening vorzustellen. Nicht der Konsum spielt dabei die Hauptrolle, sondern das Zusammensein, die Kreativität und ein gemeinsam empfundenes Lebensgefühl. Und natürlich auch die Freude und das Interesse an Schönem, Neuem und Nachhaltigem.  

Marisa studierte am Hyperwerk, an der Hochschule für Kunst und Gestaltung FHNW in Basel. Sie schloss als diplomierte Interaktionsleiterin FH im Bereich Postindustrial Design ab. Sie arbeitet selbstständig als Künstlerin, Designerin und Beraterin. Gigi ist Werk- und Zeichenlehrer auf Gymnasiumstufe. Er studierte Art Education an der ZHDK in Zürich. Er hat gerade seinen Job als Product Manager der Klubschule Migros aufgegeben und sucht nach einer neuen Herausforderung. 

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In ihrer Altbauwohnung im Zürcher Kreis 1 beim Bahnhof Selnau wohnt das Paar mit den beiden Kindern Monti (6 Jahre) und Olympia (4 Jahre) seit fünf Jahren. Als das zweite Kind unterwegs war, brauchten sie eine grössere Wohnung. «Denn wohnen in einem freundlichen Haus, in der obersten Etage ohne Lift und mit Holzheizung, war nicht mehr ganz so paradiesisch, wenn man täglich Kinder, Kinderwagen, Holz und Einkäufe hinauf- und hinunterschleppen muss!» So suchten Marisa und Gigi Burn nach einer neuen Wohnung und meldeten sich auf ein Inserat der Stadt. Nie dachten sie, dass sie es sind, die aus Hunderten von Bewerbern die Zusage für eine zahlbare Stadtwohnung im Kreis 1 bekommen würden. Das Profil stimmte offenbar. Sie verdienten nicht zu viel und nicht zu wenig, zwei Kinder waren besser als eines, und dazu kam bestimmt auch noch die Verbundenheit mit dem Quartier.

In den fünf Jahren, die sie nun hier wohnen, ist kein Zimmer das geblieben, was es anfänglich war. Zuerst war das Schlafzimmer das Wohnzimmer. Das Wohnzimmer wurde als Esszimmer benutzt, das Spielzimmer als Schlafzimmer und da wo die Kinder jetzt schlafen, war ein begehbarer Kleiderschrank. Auch jetzt ist ein Raum in Warteposition. Sobald die beiden Kinder nicht mehr im gleich Zimmer schlafen möchten, wird das Spielzimmer zum zweiten Kinderzimmer. «Der Wechsel ist das Beständige – nicht nur in einer Familienwohnung, sondern grundsätzlich im Leben.» Da sind sich Marisa und Gigi einig. Aber die Momente der Gegenwart kreieren sie so schön und sinnvoll wie möglich. 

So grünt es im Wohnzimmer auf üppig sinnliche Art. Um das weisse, elegante Sofa wachsen Palmen, Philodendron und Gummibaum. Die grossen prachtvollen Zimmerpflanzen haben handgeflochtene Körbe von der Familienfreundin Kathrin Eckart als Zuhause. Die Körbe werden nachhaltig von lokalen Handwerkerinnen in Ghana, dem zweiten Zuhause der Designerin geflochten. «Auf dem Fenstersims wachsen Gigis Avocados. Sie spriessen aus seinen selbst gepflanzten Steinen», erklärt Marisa. «Früchte haben sie leider noch keine getragen», lacht der Fenstersimsgärtner.

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Der ganze Raum ist bis zur Decke hübsch getäfert und in einem eleganten, hellen Grauton lackiert. «Die Stadt renoviert ihre Wohnungen mit viel Liebe und gutem Geschmack», meinen die beiden. Im Wohnzimmer steht auch Gigis über hundertjährige Stickmaschine. «Sie stickt im Kettenstich, von dem ich ganz begeistert bin», schwärmt der Kunsthandwerker von seinem Prachtstück. Gigi bestickt damit Jeansjacken, T-Shirts und vieles mehr nach eigenen Entwürfen.

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Dabei sind Slogans und Schriftzüge beliebte Motive, aber auch ganze Figuren, Muster und Ornamente. An Events stickt er oft live oder auch mal nach Wünschen von Kundinnen und Kunden. 

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In der Altbauwohnung geht es vom Wohnzimmer direkt ins Schlafzimmer. Dort ist ein schmaler Teil entlang der Wand mit einem Vorhang abgegrenzt. Dahinter befindet sich der türlose Schrank und somit viel Stauraum der Familie. 

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«Eigentlich wäre es schön, wenn in einem grossen Schlafzimmer bloss das Bett stehen würde», verrät Marisa ihre Wohnfantasie. Sie hat es nicht ganz geschafft, aber das Schlafzimmer ist ziemlich leer und strahlt besonders viel Ruhe und Grosszügigkeit aus. Es befindet sich auch im grössten Raum der Wohnung. Über dem Bett hängt eine Kalligrafie von Marisa Burn. Mit Kalligrafie befasst sie sich als Künstlerin schon längere Zeit ganz intensiv. 

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Neben dem Bett und den Nachttischchen ist diese Bank mit den Zimmerpflanzen das einzige andere Möbelstück im Schlafzimmer. Darüber hängen Bilder von Gigi. Zum Schlafzimmer gehört auch ein kleiner Balkon, der gross genug ist für ein paar Liegestühle und Pflanzen. Als Beleuchtung tauchen überall flexible Leuchten auf. Diese hier ist gar auf Rollen. 

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In der Wohnung findet man einige der von Marisa mit übergrossen japanischen Pinseln gemalten, sanften Bildern. Hier ist ein Bild mit dem Titel «Covers of the Universe» hinter einem rosa Strauss mit Lilien und Pfingstrosen, welcher in einem Krug steckt, einem Ball, einer Duftkerze und einer bedruckten Beuteltasche von «Future Archive» aus der limitierten «Peace Club Gallery Collection», einem gemeinsamen Projekt von Burninglights und Gigi Burn. 

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Burninglight heisst die Website von Marisa. Es handelt sich dabei um ein Projekt, das sich für einen ganzheitlichen Lebensstil einsetzt. Für Marisa Burn ist es wichtig, dass sie selbst kreativ und künstlerisch tätig ist, um ihre Kenntnisse als Consultant an Firmen und Privatpersonen weitergeben zu können. «Meine Arbeit ist ganzheitlich und komplex. Ich verstehe viel vom Zeitgeist und gebe dies auf ganz unterschiedliche Weise weiter.» So kreiert sie eigene Produkte, einfache Dinge wie biologische Räucherkräuter, Tee, Putzmittel oder Accessoires und Kleider. Aber auch Kunst, welche nicht nur nachhaltig und mit viel Liebe produziert wird, sondern auch Spiritualität, Achtsamkeit und Zeit in sich tragen. Zugleich berät sie Firmen, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Raphaela Pichler, die wir auch schon für den Sweet-Home-Blog besucht haben. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie das Zielpublikum am besten erreicht werden kann. Auch helfen die beiden Frauen Einzelpersonen, ihre beruflichen Ideen richtig umzusetzen. Dabei spielt die Digitalisierung eine bedeutende Rolle. «Ich habe mit Hopehope schon sehr früh, nämlich 2007, ein erfolgreiches Blogmagazin gegründet, was auch Portfolio meiner Designeragentur war. Damit war ich eine Pionierin in der Schweiz, nicht zuletzt weil ich den Zeitgeist immer schon ganz tief in mir gespürt habe», so Marisa. 

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Zum Zeitgeist und dem Familienleben gehören auch ein langsamer Umgang mit dem Alltäglichen. Beispiele dafür ist etwa die eigene nachhaltige Putzmittellinie. Die Produkte sind nicht nur inhaltlich wertvoll, sondern zeigen ein persönliches und ansprechendes Design. Sie helfen, dass auch Arbeiten, die man eigentlich nicht so mag wie etwa das Putzen, eine wertvolle Bedeutung bekommen. Klar findet man im Haushalt der Burns auch Filterkaffee statt Espressomaschine oder einen Mörser statt Mixer.  

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Der grosse Küchentisch ist mit einem blau karierten Leinentischtuch bedeckt. «So wirkt er wohnlicher und passt zur blauen Einbauküche«, meint Marisa. Im Früchtekorb, ebenfalls von Kathrin Eckhardt, sind die von Gigi am Morgen mitgebrachten Früchte hübsch arrangiert. 

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An der Wand hinter dem Tisch hängt ein Kunstprojekt von Gigi. Er schickt sich regelmässig Kunstbriefe per Post und sammelt sie hier in schlichten Wechselrahmen.

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Rund um den Tisch stehen schwarze klassische Holzstühle. Als die Kinder einige Momente später mit der Familie für das Mittagessen Platz nehmen, wird das schöne Tischtuch einfach ein bisschen aufgerollt. «Wir wollen ja nicht dauernd waschen», meinen die pragmatischen Eltern.  

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«Die Wohnung hat noch wunderschöne alte Türen mit Glaseinsätzen. Auch diese sind grau lackiert wie das Täfer in der Wohnung», freuen sich Marisa und Gigi. Von der Küche führt eine Fenstertür auf einen grossen, bedeckten Balkon. 

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Hier stehen Bistrotisch, Bank, Klappstühle und viele Pflanzen. Da der Balkon auf den Innenhof hinausgeht, bietet er wertvollen, gemütlichen Aussenplatz für die Familie. 

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Die beiden Kinder haben zwei Zimmer. Im kleineren schlafen sie, und das grössere bietet Stauraum und Spielplatz. Dieses antike Sofa hat Marisa von der Patentante geschenkt bekommen, als sie in ihre erste Wohnung zog: «Ich bin bereits als kleines Kind auf dem gut gefederten Polster herumgehüpft. Nun machen das meine Kinder.» Darauf sitzen gemütlich einige Lieblings-Spielfreunde und zwei bunte Batikkissen. 

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Die Kinder schlafen in einem Kajütenbett, welches einen afrikanischen Stoff als eine Art Baldachin ziert.  

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Im Spielzimmer befinden sich symmetrisch angeordnet zwei grosse Schränke. Der Rest ist Platz zum Spielen. 

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In dieser gemütlichen Ecke hat es Kissen, allerlei Spielsachen und Bücher. Das momentane Lieblingsbuch von Olympia  heisst «Good Night Stories for Rebel Girls». Darin werden Geschichten von starken Frauen erzählt. 

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Auf dem Fenstersims befindet sich ein kleines Spielland von Monti. Freundliche Ritter, Füchse, Monster und Schimmel leben dort friedlich zwischen echten Minikakteen und idyllischen Plastiklandschaften.

Marisa und Gigi Burn auf dem Netz:

Burninglights
Peace Club
Gigi Burn
Burn Pichler

Instagram:  Burninglights,  marisaburn, stitchieburn.

Der Beitrag Wohnen mit Zeit und Zeitgeist erschien zuerst auf Sweet Home.


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