Schöne Dinge, Kunst und Kunsthandwerk verbinden sich beim Studiostil mit dem Alltag. (Bild über: SF Girl)
Der Studiostil hat seinen Ursprung in den Künstlerstudios. Früher haben Künstler, egal ob arm oder reich, ihre Studios mit dem Wohnort verbunden. Die armen Künstler taten das nicht selten in Mansardenwohnungen, in welchen sie das schöne Tageslicht zum Arbeiten nutzten. Die Reichen bauten sich Häuser, in die Ateliers integriert wurden. Einige Künstler, vor allem im 19. Jahrhundert, hatten einen ähnlichen Status wie im späteren 20. Jahrhundert die Fotografen. Sie arbeiteten auf Auftragsbasis und malten oder modellierten nicht selten Porträts von Leuten, die sich das leisten konnten. So waren ihre Studios und Häuser oft auch eine Art Showroom und dementsprechend im künstlerischen Stil eingerichtet und gestaltet. (Bild über: Pinterest)
Der Studiostil ist heute vor allem beliebt bei Menschen, die kreativ tätig sind. Viele richten sich ganz automatisch so ein. Sie brauchen zu Hause einen Arbeitsplatz, auch wenn sie eigentlich auswärts arbeiten. Also finden wir in ihren Wohnungen meist grosse Tische, die einen zentralen Platz haben und nicht nur zum Essen gedacht sind. Auch Bücher sind den meisten wichtig. Proppenvolle Regale und Zeitschriftenstapel sind fast schon Markenzeichen für den Studiostil. Auch Boxen für lose Dinge und interessante Objekte wohnen auf den Regalen und Möbeloberflächen mit. (Bild über VM Designblogg)
Auf unseren Besuchen für die Sweet-Home-Storys haben wir schon einige Häuser betreten, die einst Künstlern gehörten und Atelierräume hatten. Das Haus über dem See von Simone Ott und Reto Caduff ist ein dramatisch schönes Beispiel dafür. Spannend ist auch das romantische Künstlerhaus von Eugenia A Burgo, die selber Künstlerin ist, aber ihr Atelier auswärts hat. Schicke Eleganz zeigt das grüne Paradies im Tessin, in dem Chiara Costacurta wohnt, und das Edward-Neuenschwander-Haus von Viviane Gall und Daniel Donati, welches im Rahmen dieser Atelier-Haus-Serie erst kürzlich vorgestellt wurde. Ein wirklich typisches Beispiel für den Studio-inspirierten Wohnstil fanden wir jedoch in Bern bei Thom Pfister und Kathrin Wiedmer. Auch wenn beide auswärts arbeiten, widerspiegelt ihre Wohnart ihr kreatives Leben. In der Wohnung gibt es nämlich viel mehr Tische, Stühle und Regale als Polstermöbel und natürlich viele Bücher, Objekte und Kunst. (Foto: Rita Palanikumar für Sweet Home)
Wie bereits erwähnt, hat der Studiostil sehr viel mit Improvisation zu tun. Man richtet auf keinen Fall nach einem klaren Plan ein. Einzelstücke spielen die Hauptrolle, und zwar ein Mix von Neuem und Altem. Die Zufälligkeit ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Wohnstils und verleiht viel Charme. (Bild über: These four walls)
Auch das kleine Gartenhaus, in dem der Grafiker Ueli Hinder wohnt, war mit grösster Wahrscheinlichkeit einmal ein Atelier. Die Deckenbeleuchtung in dem Raum, aus dem er eine Küche und ein grosses Esszimmer gestaltet hat, deutet darauf hin. Entdecken Sie seine sympathische Homestory auf Sweet Home, denn sein Wohnstil ist eine ganz persönliche Art von Studiostil. (Foto: Rita Palanikumar für Sweet Home)
Kein Wunder, dass der unkomplizierte Studiostil auch kommerziell grossen Anklang findet. Das Schweizer Einrichtungshaus Interio steht für formschönes Design zu guten Preisen und zeigt dieses gerne im modernen, urbanen, alltagstauglichen Studiostil.
Interio wurde zu der Zeit gegründet, als Ikea in die Schweiz kam, damit es auch eine Schweizer Version für modernes, günstiges Wohnen gibt. Natürlich versteht aber auch der grosse Schwede, wie der Studiostil funktioniert – wie dieses hübsche Beispiel zeigt.
Der Studiostil kann auch todchic und superelegant sein. Möbel von bekannten Designern sind ja heute sehr nahe an die Kunst gerückt. Sind solche Möbel noch aus der Zeit, aus der sie kommen, dann sind auch deren Preise vergleichbar mit Kunst. Sie sind zu Sammlerstücken geworden. Und dabei kommen wir zu einem anderen wichtigen Element des Studiostils, dem Sammeln und Entdecken. Beides hat Platz und ist ein ganz natürlicher Bestandteil des kreativen Lebens und Wohnens. (Bild über: Noir et blanc et un stil)
Vom Sammeln geht es auf direktem Weg ins Unkonventionelle. Denn das Andere, Persönliche, Improvisierte definieren den Studiostil – und sind wohl eine seiner besten Eigenschaften. Heute möchten so viele sein wie andere und verlieren dabei sich selbst. Das Vergleichen ist durch Social Media sehr verführerisch geworden. Aber es macht unglücklich. Wohnen Sie nach eigenen Vorstellungen und Ideen. Lassen Sie sich inspirieren und versuchen Sie, weniger nachzueifern. Mit dem Sweet-Home-Blog versuche ich, solche Inspirationen anzubieten. Die verschiedenen Stile, Ideen, Wohnungen der anderen sind Anregungen. Ich stelle dabei das vor, was mir an den verschiedensten Themen am besten gefällt, und hoffe, Sie damit zu inspirieren. Man muss nicht alles mögen oder wollen. Aber manchmal entdeckt man einfach diese eine, kleine Anregung, die Lust macht, etwas zu ändern, zu verschönern oder auszuprobieren.
Dieses Möbel oder Wohnaccessoire von der dänischen Firma Ferm Living ist genau für all diese vielen verschiedenen Vorstellungen und Ideen gedacht. Es ist eigentlich eine Pflanzenbox, doch man sieht es auf vielen Bildern mit völlig anderen Dingen drin. Hier auf dem Beispiel vom Blog Only Deco Love ist es mit Bildern, Rahmen und Rollen gefüllt. Andere Nutzungsarten zeigen die Box auf Beinen gefüllt mit Büchern, Beautyartikeln oder als Minibar.
Ganz am Schluss kommen wir noch zu meinem persönlichen Lieblingsthema, der Farbe. Was wäre die Kunst ohne sie? Vergessen Sie die Farbe nicht, wenn Sie an den Studiostil denken, denn genau wie in der Kunst ist sie ein bedeutender Bestandteil des Studiowohnstils. (Bild über: The Design Chaser)
Credits:
Blogs und Magazine: Noir et blanc et un stil, SF Girl, These four walls, Only Deco Love,The Design Chaser, VM Designblogg
Shops: Interio, Ikea,
Sweet-Home-Storys: Ueli Hinder, Thom Pfister und Kathrin Wiedmer
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