Quantcast
Channel: Marianne Kohler, Autor auf Sweet Home
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1221

Homestory: Eine Wohnung wie ein strahlender Frühlingstag

$
0
0

Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

In der ersten Nacht in ihrer neuen Wohnung haben Mia und Sebastiaan Vadasz auf einer Luftmatratze geschlafen. Sie wollten unbedingt gleich nach ihrer Hochzeit einziehen. Das ist nun drei Jahre her. Mittlerweile ist die Wohnung wunderschön eingerichtet, und aus dem Paar ist mit Töchterchen Polina eine Familie geworden. Mia und Sebastiaan haben sich in ihrer Studienzeit in St. Gallen kennen gelernt. Danach arbeitete Mia im Marketing bei einer grossen Kosmetikfirma und Sebastiaan bei einer Unternehmensberatung. Sie zogen nach Zürich in eine Eineinhalbzimmer-Altstadtwohnung.

Als im gleichen Haus ein kleines Ladenlokal frei wurde, war dies der Auslöser für die beiden, ihren Traum von Selbstständigkeit und einem eigenem Geschäft zu verwirklichen. Sie kündigten ihre Jobs und gründeten den Conceptstore Townhouse. In den ersten zwei Jahren stand das Paar sechs Tage in der Woche im Laden und kümmerte sich um das Produktangebot. Dieses wollten sie von Anfang an so eigenständig wie möglich gestalten.

Es fühlte sich richtig an für die beiden Quereinsteiger, die Produkte selbst zu designen, zu entwickeln und zu produzieren. «Wenn immer wir etwas Tolles, Neues entdeckten, boten es eine Saison später auch andere Geschäfte an», erzählt Mia. Schnell kristallisierte sich heraus, was gut lief und was weniger. Beliebt waren zum Beispiel Schmuck und Männersachen.

So kam etwa drei Jahre nach dem Townhouse das Herrengeschäft Pelikamo dazu. Auch dort schufen Mia und Sebastiaan ein Angebot, das zu 95 Prozent aus eigenem Design, «No Labels» und Eigenproduktionen bestand. «Da wir beide keinen Designhintergrund haben, setzten wir von Anfang an auf Dinge, die wir selbst gern haben: Kleider, die wir anziehen möchten, unsere Lieblingsbücher oder Accessoires, die wir lieben», erklären Mia und Sebastiaan ihr Erfolgsrezept. 

Das ist auch in ihrer grosszügigen Neubau-Mietwohnung in Zollikon spürbar. «Wir leben ja schon 17 Jahre zusammen, so hatten wir alles und haben nicht extra Möbel für diese Wohnung gekauft, sondern höchstens ein bisschen ergänzt», sagt Mia Vadasz zur Einrichtung. «Sebastiaan ist in Zollikon aufgewachsen. Es fasziniert mich, dass er hier alle Ecken kennt. Ich lebte mit meiner japanischen Mutter und meinem Schweizer Vater an ganz vielen Orten, wie in Tokio oder London.»

Von der Wohnung aus blickt man auf das neue Zollikon, wo Neubauten und alte Bauernhöfe zusammenkommen. «Wir lieben die Ziegen, die unsere Nachbarn sind. Sie bewohnen ein kleines Ziegenchalet, das zum Hof gehört, der in Sichtweite steht. Dieses scheinen sie so zu lieben, dass sie gar nie weit davon zu sehen sind, obschon sie viel Platz hätten. Vielleicht stören sie sich ja auch an den neuen Häusern», erzählt Sebastiaan, der gern eines Tages «so richtig» auf dem Land leben würde.

Auf dem Balkon, der eigentlich eine kleine Terrasse ist, stehen ein Sofa, ein Grill und ein Esstisch. «Wir warten, wie wohl alle, auf den Frühling.» Daher erfreut sich Mia erst mal an leuchtend gelben Osterglocken in einem karierten Krug von En Soie. 

Im Wohnzimmer türmen sich auf einem kleinen Vitra-Tischchen Lieblingsbücher neben dem Sofa aus Frankreich. «Die Vorhänge sind nicht selbst genäht», sagt Mia und lacht, «dafür haben wir ja unsere kleinen Produktionsbetriebe.»

Noch mehr Bücher reihen und stapeln sich auf dem tiefen Regal von Stefan Diez auf der gegenüberliegenden Seite des Sofas. 

Fotografin Rita und ich sind bei unseren Hausbesuchen immer gespannt auf die Bücher. Bei Mia und Sebastiaan würden wir gern länger schmökern und lesen. 

Wie viele der neuen Wohnungen hat auch die der jungen Familie einen offenen Grundriss. Entrée, Wohnzimmer, Küche und Esszimmer gehen ineinander über. An der Wand, die alles verbindet, steht eine Hausbar, Kunst, ein Hochzeitsballon und ein Stuhl, der Sebastiaan im obligatorischen Hauswirtschaftskurs, in der «Rüebli-RS», selbst gemacht hat. Er hat dabei den berühmten Rietveld-Stuhl nachgebaut.

«Sobald Polina krabbeln kann, bedeutet das natürlich das Aus für die Bar!», sagen die beiden ehemaligen Wirtschaftsstudenten lachend. «Wir mixen gern ab und zu einen Drink, zum Beispiel, während wir kochen.» Lieblingscocktails der beiden sind Whiskey Cooler und Perry Spezial. 

Beim Durchgang, der zu den privaten Zimmern führt, steht ein Bücherregal von Hay. Die Tischordnung des Hochzeitsfests in Südfrankreich – dem Lieblingsferienort des Paares – zeigt sich ein wenig wie das Pamphlet der Französischen Revolution. 

Überall in der Wohnung ist zu sehen, dass die Herzen der beiden für die schönen Dinge des Lebens schlagen. 

Bevor wir einen Blick in die Schlaf- und Arbeitszimmer werfen, machen wir eine Pause in der Küche. Wir wollen unbedingt den Kuchen kosten, dessen verführerischer Vanilleduft uns Appetit macht. Davor muss er natürlich noch aufs Foto – denn er riecht nicht nur fein, sondern sieht auch wunderschön aus. Mia hat ihn gebacken. Sie und Sebastiaan lieben Essen, Geniessen und Kochen. Dafür bieten die grosse, weisse Küche und der lange Esstisch von Moormann reichlich Platz. 

Sebastiaan macht uns einen himmlischen Kaffee mit viel Milchschaum. So können wir den feuchten perfekten Joghurtkuchen mit Erdbeerzucker, frischen Erdbeeren und Double Creme als grosses, kleines Nachmittagsfest geniessen.

Die Liebe zum Schönen, Edlen und Handgemachten macht den Genuss vollkommen. Das Geschirr ist von der einzigartigen französischen Manufaktur Astier de Vilatte und kokettiert mit der Frankreichliebe des Paares. Und noch eine weitere Kultur kommt dazu: Messer und Besteck sind aus Japan. Zum Kuchenrezept meint Mia: «Der Kuchen heisst Joghurtkuchen, nicht nur weil Joghurt drin ist, sondern weil auch alle Massangaben in Joghurtbechern sind, das macht das Rezept supereinfach.»

Mias Joghurtkuchen- Rezept

Zutaten: 

  • 1 Becher Naturjoghurt
  • 1½ Becher Zucker
  • 3 Becher Mehl
  • 3 Eier
  • ½ EL Backpulver
  • 1 Prise Salz
  • 60 g geschmolzene Butter
  • Abgeriebene Schale von 1 Zitrone
  • Samen von 1 Vanilleschote

Für die Garnitur: 

  • Puderzucker und Erdbeerpulver

Zubereitung: 

Alle Zutaten vermischen und in einer Form im 180 Grad heissen Backofen etwa 35 Minuten backen. Das Erdbeerpulver mit dem Puderzucker vermischen und den Kuchen damit bestreuen. 

Aus dem Rest des Teigs hat Mia noch kleine Kuchen gemacht. Der Einkauf vom Markt, frische Tomaten und kleine Artischocken aus Italien warten auf ihren Einsatz fürs Abendessen. 

Zurück im Entrée: Was aussieht wie coole Kunst von Jeff Koons, sind die Hochzeitsballons, flach und gerahmt. Yes, sagen wir auch zu dieser tollen und einfachen Kunst-Idee!

Da die Arbeit einen wichtigen Platz im Leben des jungen Unternehmerpaars einnimmt, gibt es zu Hause natürlich ein entsprechendes Zimmer dafür. Dieses wird rege genutzt, seit die 11 Monate alte Polina auf der Welt ist. «Zurzeit arbeite ich viel von zu Hause aus, und Sebastiaan geht ins Büro. Aber er kommt früh nach Hause. Wohnen und Arbeiten fliessen so, wie früher in unserer Altstadtwohnung, harmonisch zusammen.»

Arbeiten bedeutet für das Paar viel Kreativität und Handarbeit. So drucken und prägen sie vieles selbst. Mia zeigt uns hier gerade, welche Farben sie für die neuen Täschchen ausgesucht hat. 

Der praktische und schöne Arbeitstisch ist von Achille Castiglioni. Darauf stehen eine Transferpresse, die neuen Täschchen für den Townhouse Shop und Inspiration. 

Fasziniert hat uns die Goldprägemaschine. Mir ihr kann man zum Beispiel Lederwaren einen persönlichen Touch verleihen.

Natürlich bedeutet ein eigenes Geschäft auch Büroarbeit und Überstunden. Der filigrane Tisch von Egon Eiermann, eine schlichte Korpuskommode und ein bequemer Stuhl von Hans Wegner machen das zu einer angenehmen Aufgabe.

Das allerwichtigste Zimmer ist im Moment Polinas Reich. Das Kinderbett ist von Oliver Furniture, daneben steht ein Ruhebett für die Eltern. Den gerahmten Patchwork an der Wand hat Mias Mutter aus ihrem eigenen Kinderkimono genäht. 

«Wir haben viel Weiss in der Wohnung, weil das ganz einfach unsere natürliche Wahl ist», sagt Mia. «Aber als die Hebamme zu Besuch kam und uns erklärte, dass Kinder in diesem Alter vor allem leuchtende Farben erkennen, haben wir natürlich sofort einige Akzente gesetzt.»

Der Schrank in Polinas Reich stand schon im Kinderzimmer von Sebastiaan. Er ist praktisch, weil er in die Ecke passt und darin nicht nur Kleider Platz finden, sondern auch Spielsachen.

Das Elternschlafzimmer ist unterteilt in einen Schlafbereich und einen Ankleidebereich. Doch Mia und Sebastiaan haben grosse Schränke in die Durchgangsbereiche platziert und nutzen deshalb den Raum zum Wohnen. 

Das weiche Leinen dient als Bezug des Bettgestells und verwandelt das Bett, zusammen mit der Bettwäsche, in eine Art Wolke.

Der zweite Bereich war eigentlich als Ankleideraum gedacht. Doch Mia und Sebastiaan haben grosse Schränke in die Durchgangsbereiche platziert und hier deshalb ein kleines zweites Wohnzimmer eingerichtet. Sofa, Pouf, Beistelltischchen, Sideboard und Konsolentischchen sorgen für Gemütlichkeit. Auch einen Fernseher gibt es hier. Dieser ist zwar schlicht und weiss umrahmt, aber er hat es trotzdem nicht aufs Foto geschafft!

Die Webseiten von Mia und Sebastiaan Vadasz: 

Townhouse
Pelikamo
Miaki
Elma&Polina

 

Der Beitrag Homestory: Eine Wohnung wie ein strahlender Frühlingstag erschien zuerst auf Sweet Home.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1221