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Channel: Marianne Kohler, Autor auf Sweet Home
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Neue Wohnmanieren

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Werte verändern sich mit der Gesellschaft. War es einst ein Tabu über Geld zu reden, gehört dies heute zu unserem Alltag. In den öffentlichen Verkehrsmitteln machen Erwachsene Kindern Platz, Turnschuhe sind salonfähig geworden und Tätowierungen kein Zeichen mehr, dass man etwas mit der Unterwelt zu tun hat. Auch unser Verhältnis zum Wohnen hat sich verändert. Diese Beispiele zeigen auf, was heute zum sogenannt guten Ton gehört, also zu dem, was viele haben möchten und als begehrenswert erachten.

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1 — Die offene Küche

Auf einmal haben sich Wohnzimmer und Küche miteinander verbunden und setzten einen neuen Standard im Wohnungsbau. Wer eine alte Wohnung gekauft hat, öffnet meist zuerst die Wand der Küche oder plant gar die ganze Wohnung anders, nur damit Kochen, Essen und Wohnen zusammenkommen. Zuvor war die Küche in einem anderen Bereich der Wohnung und so angelegt, dass kein Kochgeschmack in die Stube drang. Doch mit dem Wandel der Wirtschaft und der Industrialisierung wurden stillgelegte Fabriken in Wohnraum verwandelt und damit die offene Küche geboren. Die grosszügige offene Raumplanung solcher Wohnungen wurde so begehrenswert gemacht, dass eine Umsetzung davon auch in ganz normalen neuen Wohnungen Norm wurde. (Bild: First street)

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2 — Wohnliche Schlafzimmer

Im Immobilienbereich hat sich auch hierzulande der englische Begriff «master bedroom» durchgesetzt. Die Bezeichnung indiziert Luxus und Status und das ist neu im Schlafzimmer. Immer noch wird dieses nämlich in vielen Wohnungen vernachlässigt. Doch die Entwicklung geht Richtung Wohnlichkeit und so wird das Schlafzimmer in der Zukunft verstärkt ein Raum sein, in dem man nicht nur schläft, sondern sich auch tagsüber öfters aufhält. (Bild über: Desire to inspire)

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3 — Ein Homeoffice

Im gleichen Sinn werden auch andere Räume vermehrt multifunktional bewohnt. Immer mehr ist das Zuhause auch ein Arbeitsort geworden und ein kleines Homeoffice ist ein Bestandteil der meisten Einrichtungen. (Bild: Fanstastic Frank)

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4 — Ein grosser Esstisch mittendrin

Wohnen wird zwar als Privatsache propagiert, das Heim als Rückzugsgebiet aus dem hektischen Alltag. Doch wie in allen Bereichen des Lebens hat auch das Zuhause eine gesellschaftliche Bedeutung. Man lebt und wohnt auch für die anderen. So zeigt man, was man hat. Die vielen Homestorys in Zeitschriften und auf Blogs, natürlich auch auf Sweet Home, sind ein Ausdruck davon. Und man hat heute einen grossen Esstisch, der für Gastfreundschaft und reges, gesellschaftliches Leben steht. Er ist mit Vorliebe wohnlich inszeniert, zentral platziert und hat viele Stühle drumrum. (Bild: First street)

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5 — Skandichic 

Wohnstile wechseln nicht ganz so schnell wie die Mode, doch definitiv immer schneller. Denn Wohnen ist ein wichtiger Konsumzweig geworden und neue Looks und Trends sind der Treibstoff dafür. Momentan gross angesagt, besonders hierzulande und natürlich in Skandinavien selbst, ist der Skandichic. Im angelsächsischen Raum, aber auch in Italien setzt man eher auf wärmere, klassischere oder eklektischere Einrichtungen. Der Skandischic ist aber vor allem auch ein demokratischer Wohnstil, denn jeder kann ihn sich leisten und auf eine Art umsetzen. Das auch, weil viele Zutaten dazu Massenware und oft auch «made in Asia» sind. (Bild: Entrance)

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6 — Kinderparadiese

Waren Kinder bis mindestens zum Zweiten Weltkrieg einfach eine Tatsache, mussten meistens arbeiten und waren strengen Erziehungsmethoden ausgesetzt, sind sie heute so etwas wie kleine Superstars und werden dementsprechend behandelt. Auch zu Hause. Die Kinderzimmer sind kleine Wohnparadiese geworden. Zum guten Ton gehören hier Stil und Geschmack und natürlich steht auch da eine ganze Industrie dahinter. Es gibt Kinderkollektionen in allen Bereichen des Lifestyles und Design ist ein wichtiger Begriff, auch im Kinderzimmer. Man möchte den kleinen Lieblingen nämlich alles gönnen und dies auch den Nachbarn und Freunden zeigen. (Bild über: Keltainentalorannalla)

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7 — Designermöbel

Im Gegensatz zur Mode- und Beautyindustrie ist die Möbelbranche keine, die Labelpropaganda im grossen Stil macht. Es sind denn auch nicht die Labels, die Status in die Wohnung bringen, sondern Design. Und Design ist wichtig geworden. Es gehört zum guten Ton, Designobjekte in der Wohnung zu haben. Je älter, umso echter! Gewisse Objekte werden wie Kunst gehandelt, in Galerien angeboten oder auf Auktionen versteigert. Neuauflagen von altem Design sind ein wichtiges Thema und werden von vielen Möbelfirmen mit Liebe und Sorgfalt umgesetzt. Diese Entwicklung hilft auch dem Handwerk, denn viele alte Herstellungstechniken werden wieder begehrt und das hilft kleinen Manufakturen. Bloss sind Designobjekte Statussymbole geworden und dabei ging  der Grundgedanke – nämlich die Demokratisierung von Schönheit durch gutes Industriedesign – auch ein wenig verloren. (Foto: Rita Palanikumar für Sweet Home)

Sweet Home bei Maison Alice ©Rita Palanikumar

8 — Eames-Stühle

Ein Designobjekt ist besonders oft anzutreffen und bekommt deswegen hier eine Extraerwähnung: der Eames-Stuhl. Er ist das beste Beispiel dafür, dass guter Geschmack und Design heute zum guten Ton im Wohnbereich gehören. (Foto: Rita Palanikumar für Sweet Home)

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9 — Die Liebe zum Kochen

Anders als früher, als Kochen einfach eine der vielen Hausarbeiten war, die man halt täglich absolvieren musste, ist es heute eine Art Hobby, eine Passion und wird eher als Erholung angesehen. Marktfrisch einkaufen, in Kochbüchern und auf Blogs nach Rezepten stöbern, gar eigene Kochblogs veröffentlichen oder zumindest gelungene Werke auf Social Media posten, Einladungen und alles, was damit verbunden ist, gehören heute auch zum guten Ton in einer Wohnung. Man hat angesagte Kochbücher und schicke Küchenutensilien, diese wurden nicht zuletzt durch unzählige Kochsendungen begehrenswert gemacht. (Bild: 55 kvadrat)

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10 — Der Balkon

Auch der Aussenbereich einer Wohnung ist wichtig geworden. Immer seltener sieht man die verwahrlosten Balkone, auf denen sich Turnschuhe, Flaschen und Abfallsäcke stapeln. Jede noch so kleine Aussenfläche wird gepflegt, bepflanzt und möbliert. Auch hier werden Trends umgesetzt. Waren es gerade noch die Buchskugeln oder der Bambus, sind es nun Blumen, Erdbeeren oder Tomaten. Geranienkistchen weichen Topf- oder Korbpflanzen und Balkone bekommen neue Böden, Teppiche und schicke Outdoormöbel. (Bild: First street)

Der Beitrag Neue Wohnmanieren erschien zuerst auf Sweet Home.


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