Trends und Coolness werden gerne als Paar gesehen. Doch gibt es viele Trends, die nicht cool sind und sich trotzdem durchsetzen. Im Wohnbereich gehören diese uncoolen Trends oft sogar zu den gemütlichsten. Sweet Home stellt Ihnen hier drei davon vor und zeigt damit, dass uncool zu wohnen viel Charme und Persönlichkeit hat. Auch sind diese Wohntrends allesamt mit kleinem Budget umsetzbar und haben viel Kreativitätspotenzial.
1 DER GRANNY-CHIC
In der Mode ist er gross angesagt, der Granny-Chic: Junge Frauen türmen ihre Haare zur Grosi-Frisur, färben sie gar immer öfter grau, und junge Männer tragen Opa-Bärte. Wenn es jedoch ums Wohnen geht, rümpfen viele die Nase über Spitzen, Häkeldecken und hübsche Bildchen an der Wand und ziehen Designermöbel, leere Böden und vorhanglose Fenster vor. Dabei hat der Granny-Stil durchaus Potenzial. Es ist ein gemütlicher Wohnstil, der Ruhe, Behaglichkeit und das einfache, kleine Glück ausstrahlt und erst noch mit wenig Mitteln einfach umgesetzt werden kann. Denn Möbel und Wohnaccessoires vom Flohmarkt und Brockenhaus sind seine wichtigsten Zutaten. (Bild über: BHG)
SO ENTSTEHT DER GRANNY-CHIC
Beim Granny-Chic wird so eingerichtet, dass man sich ein wenig wie in der guten Stube der Gross- oder Urgrossmutter fühlt. Da sind die Sofas klein und eher zum Sitzen als zum Herumfläzen gedacht. Sie werden mit hübschen Kissen geschmückt, die alle unterschiedlich und Einzelstücke sind. Am besten sind da auch bestickte Exemplare dabei. Denn Grossmütter waren gut in Handarbeiten. Deshalb darf auch die Häkeldecke nicht fehlen, die aus Wollresten und kleinen, zusammengenähten Plätzchen entsteht. Die Wände sind mit einer gemusterten Tapete tapeziert oder zeigen zumindest Farbe. Doch das alleine genügt nicht, denn Bilder sind gefragt – je mehr, desto besser. Granny-Art findet man leicht und in Massen in Brockenhäusern, denn sie ist ja eben «uncool»! Gemeint sind Bilder mit Goldrahmen, Blumenmotiven, Landschaften, Stiche mit Tieren, oder Familienfotos. Auch Teller an der Wand oder kleine Konsolen, die etwa eine Vase präsentieren, gehören zu diesem Stil. Dann sind da noch die kleinen Dinge, Vasen mit frischen Blumen, Zimmerpflanzen, kleine Beistellmöbel, Vasenlampen und alles, was das Retroherz begehrt. Selbstverständlich sind Teppiche und Vorhänge wichtige Bestandteile des Stils. Letztere sind gerne auch gemustert. (Bild über: Karin Lindstrom)
DIE VINTAGESEITE DES GRANNY-CHIC
Mit Vintage wird heute vieles bezeichnet: Industrielles, Retroformen, Secondhand oder Abgenütztes. Auch der Granny-Chic hat schlussendlich seine Vintageseite und blickt zurück in die Vierziger- und Fünfzigerjahre. Aber weniger Richtung Design und mehr Richtung «Gute Stube». Da sind Sessel, die Holzbeine zeigen und mit guten alten Polsterstoffen in gedämpften Farben wie Altrosa, Moosgrün oder Senfgelb bezogen sind. Wichtig sind auch die kleinen Möbel, die oft multifunktional sind, zum Beispiel Fernsehmöbel, die auch Platz für Blumentöpfe bieten, Sideboards mit eingebauten Bars oder Couchtische, die auch Zeitungsständer oder kleine Bücherregale sind. Stoffe zeigen Blumenmuster, die nicht selten nach Hawaii oder in die Tropen entführen. Aber auch geometrische Muster sind wichtig, diese zeigen meist abgerundete Formen und gedämpfte Farben, dafür viele davon. (Bild über: Sharonscrapbook)
Shoppingtour zum Granny-Chic:
- Brockenhäuser und Flohmärkte
- Der Estrich der Eltern und Grosseltern
- Online-Verkaufsplattformen
- edle, restaurierte Möbel in diesem Stil finden Sie bei Bliss
2 DER ETHNOLOOK
Verpönt ist der Look, der Fernweh ins Haus zaubert, wegen seiner Seventies-Hippie-Vergangenheit, die oft in vielen Wohnungen auf seltsame Art noch mehrere Jahrzehnte überlebte. Leicht verstaubt hingen da in vielen Kindheiten Makramee-Knüpfereien, Vorhänge mit Perlmuttplättchen und Masken aus irgendeiner Kultur, die aber meist an einem hiesigen Markt erstanden wurden, an den Wänden, Patchouliduft durchströmte die Räume und überall waren indische Tücher. Dabei hat der Ethnolook viele sehr stilvolle Seiten und ist eigentlich eine Einrichtungsrevolution der 60er-Jahre. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnte man in sauberen, gutbürgerlichen, ein wenig kleinkarierten Wohnungen. Dann begannen Interiordesigner die Welt zu entdecken. Ein prominentes Beispiel ist der Engländer Andrew Martin, der Lackmöbel aus China, Tische aus Thailand, Vasen aus Indien und vieles mehr in die Wohnungen stellte und diese in seinem eklektischen Geschäft verkaufte. Heute ist Ethno ein Teil des «Boho-Looks» und wird bunt, folkloristisch und im Stilmix umgesetzt.
SO ENTSTEHT DER ETHNOLOOK
Ein Ethnofeeling im Haus erreicht man schnell und einfach mit «Zutaten», also mit Textilien, Wandbehängen, Wohnaccessoires wie Vasen, Figuren, Bildern, Geschirr und anderen Dingen, die aus fremden Kulturen kommen. Man kann diese sozusagen überall untermischen: zum Retrostil, in einer Designerwohnung, zu klassischem Interieur oder in die Studentenbude. Modern, neu und stilvoll sind Ethnoelemente in einer Bohemian-Anmutung. Das hat zum Beispiel die grosse amerikanische Shopkette Anthropologie, die mittlerweile auch Ableger in London hat, zum attraktiven Business gemacht. Dort findet man geschmackvolles Handwerk aus aller Welt, das aber weniger Rosenhof-Markt-Optik zeigt, dafür farbenfroh, frisch und verspielt daherkommt. Wichtige Bestandteile des Ethnolooks sind zum Beispiel Kelimteppiche, Kissen aus marokkanischen, indischen oder anderen kulturell interessanten und farbigen Stoffen. (Bild über: Desiretoinspire)
DIE SOMMERSEITEN DES ETHNOLOOKS
Wo Fernweh ist, da entsteht Feriengefühl. Deswegen eignet sich der Ethnolook auch, um die Wohnung sommerlich aufzupeppen. Bestücken Sie Ihre Sofas mit bunten, edlen Kissen, stellen Sie Körbe auf, dekorieren Sie mit Keramik, edlen Tüchern und bunten Teppichen. Wenn Sie alles mit viel Weiss oder neutralen Farben kombinieren, entsteht ein stilvoller frischer Sommermix. (Bild über: Decocrush)
Shoppingtour zum Ethnolook:
- Bei Anthropologie finden Sie viele bunte, fröhliche Dinge mit Bohemiaanmutung
- Bei Artiana finden Sie Stilvolles wie asiatische Vasen, Tabletts oder Windlichter
- Pfister hat die grösste Auswahl an Teppichen
- Living Room bietet tolle bunte, indische Möbel
- Flohmarkt am Bürkliplatz
3 COTTAGE-ROMANTIK
Auch wenn viele keine Rüschenfreunde sind, wissen alle, die jemals in einem schönen englischen Hotelzimmer, das im Countryhausstil eingerichtet worden war, übernachtet haben, dass dieser Stil wirklich und unbestritten urgemütlich ist. Er strahlt Idylle aus, und die Idylle ist es, die ihn so beliebt macht. Klar ist Gemütlichkeit dabei selbstverständlich inbegriffen. Und zwar ist diese Gemütlichkeit hell, frisch und eben romantisch und lässt sich einfach auch mit alten Möbeln, Lackfarbe, Stoffen und Nähmaschine umsetzen. Wie bei allen Looks wird auch dieser supergemütliche Wohnstil moderner und persönlicher, wenn er im Mix daherkommt. Das nicht zuletzt, weil die meisten unserer Wohnungen ja keine wirklichen Landhäuser sind. Beziehen Sie auch mal ein modernes Bett mit Blümchenwäsche und mischen Sie Countrygeschirr zum klassischen weissen Service. (Bild über: I heart shabby chic)
SO ENTSTEHT COUNTRY-ROMANTIK
Suchen Sie nach alten Holzmöbeln und streichen diese mit hellen Lackfarben an. Durchstöbern Sie dafür auch Brockenhäuser und Flohmärkte nach Küchenbuffets, Korbstühlen und Nachttischchen. Versetzen Sie sich stimmungsmässig in einen Miss-Marple-Roman, beziehen Sie kleine Sessel mit Chintzstoffen und Betten mit geblümter und getupfter Bettwäsche. Bestücken Sie Ihre Küche und Ihren Tisch mit pastellfarbenem Countrygeschirr, stellen Sie Gartenblumensträusse in Krüge und Rosen in Teetassen, geben Sie Tischleuchten Lampenschirme mit Blümchenstoffen und Rüschen, hängen Sie idyllische Bilder an die Wand und Tassen an offene Küchenregale, machen Sie Gurkensandwiches, trinken Sie Tee und lernen Sie stricken. (Bild über: Travelingmama)
DIE SÜSSE SEITE DER COTTAGE-ROMANTIK
Der Landhausstil hat viele Blüten – die süsseste aber ist der englische Cottage-Look. Die Erste, die dies für einen breiteren Markt und als Konzept entdeckt hat, war Laura Ashley. Mit ihrem Namen wird dieser Stil auch heute noch oft bezeichnet, obschon die Firma stark an Bedeutung und Verbreitung verloren hat. Laura Ashley haben wir es zu verdanken, dass Blümchen, Chintz und Rüschen im englischen Stil auch hierzulande bekannt wurden. In den 90er-Jahren kam Cath Kidston und hat diese Art von Blümchenstoffen im Fifties-Look aufgemischt. Sie wurde zu einem ähnlichen Phänomen wie damals Laura Ashley. Mittlerweile wird dieser Stil vor allem auch in Dänemark propagiert, dort gibt es unzählige Firmen, die Blümchen und Miss-Marple-Idylle anbieten. Green Gate ist hier wohl die grösste. Wichtig bei diesem Stil sind aber immer die süssen Farben. Sie geben der Cottage-Romantik auch die Frische. Mischen Sie auf jeden Fall immer Weiss dazu, denn Weiss ist die Basis und auch der Modemacher. (Bild über: Mummysown)
Shoppingtour zur Cottage-Romantik:
- Der hübsche kleine Shop Pourtoujours von Mirjam Fabrikant, deren Haus wir mit Sweet Home besuchten
- Cath Kidston, die Königin des romantischen Countrylooks
- Green Gate, eine dänische Marke, die Sie in vielen Shops hierzulande und auch bei Globus finden