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Channel: Marianne Kohler, Autor auf Sweet Home
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Ein Traum von einem Sommerhaus

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Fotos: Rita Palanikumar 

Line Numme kommt aus Norwegen, ist aber bereits als kleines Mädchen mit ihrer Mutter in die Schweiz gezogen. Die Liebe zu Skandinavien teilt sie mit ihrem Schweizer Mann Sven, der seit seiner Kindheit die Sommerferien in Schweden verbrachte. «Wir sind eine Camper-Familie» meint Line. Jedes Jahr fuhr die ganze Familie bis anhin im Sommer mit einem Camper in den Norden, um auf einer schwedischen Insel Ferien zu machen. Die Insel ist mit der Fähre nur eine kleine Reise entfernt von dem norwegischen Ort, aus dem Line stammt.

«Ich habe immer von einer Hütte in der Nähe meiner Wurzeln geträumt, denn wir waren stets zu viert Gäste bei meinen Verwandten. Ich wünschte mir ein Zuhause, in dem auch ich Gäste empfangen kann. In einem Wohnmobil geht so was schlecht. Dazu kommt, dass unsere Töchter im Teenageralter bald beide keine langen Sommerferien mehr haben und wir eher eine Basis brauchen, um auch für kurze Zeit und das ganze Jahr hindurch in den Norden zu reisen.» Line machte sich also auf die Suche nach einer «Hytte» und hat dabei ein Haus gefunden. Hier sitzt sie mit ihren Töchtern Liv (16, rechts) und Mia (14) auf einem der typisch norwegischen Felsen vor ihrem Haus. 

 

«In Norwegen gibt es sogenannte Hüttenareale nahe am Wasser und im Wald», erklärt Line. Für diese Hütten gelten andere Bauvorgaben. Diese Sommerhäuser sind meist einfach und haben keine richtige Kanalisation. Das war es aber nicht, was sie davon abhielt, eine Hütte zu kaufen – schliesslich sind sie als Camper Einfachheit gewohnt –, sondern die Grösse. So begann sie, nach Häusern in der Gegend ihrer ursprünglichen Heimat Ausschau zu halten. Dabei ist sie auf dieses Haus gestossen, von dem sie sofort total begeistert war.

«Es war abenteuerlich. Wir reisten letztes Jahr im Januar kurzentschlossen für die Besichtigung hin, und nach einer schlaflosen Nacht auf dem Bettsofa meines Vaters war am nächsten Tag bereits die Entscheidung fällig, da der Verkauf in einem sofortigen Bieteverfahren stattfand. Wir gaben ein Gebot ab und mussten wieder auf den Flieger nach Hause. Nach einer kurzen Verhandlung während der Zwischenlandung erfuhren wir dann, schon fast wieder in der Luft, dass wir den Zuschlag bekommen haben.» 

Der Bungalow befindet sich in der Sackgasse einer Wohnsiedlung am Rande des Hüttengebiets am Meer. So hat man, trotz dem Komfort eines richtigen Hauses, Hütten-Feeling. Für die Wohnfrau und Architektur- und Designliebhaberin war es Liebe auf den ersten Blick. Gebaut wurde das Haus am «Vindlyveien» in Larvik vor 50 Jahren von dem lokalen Architekten Ulrik Hellum, der es schön und harmonisch in die Landschaft einbettete. Line Numme gab ihrem Ferienhaus auch gleich den gleichen Namen, denn Vindlyveien bedeutet so viel wie im Windlee. Es liegt auf einer Erhöhung, und trotz Ausrichtung zum Meer bietet es durch seine Bauart Schutz vor dem Wind. 

Zum hellgrau gestrichenen Holzhaus gehören eine grosse Terrasse, ein wenig Wiese und die für die norwegische Küste so typischen, abgerundeten Felsen, welche Line über alles liebt. 

Alle Räume des Hauses befinden sich auf einer Ebene. «Das Haus war in perfektem Zustand und ich musste nichts verändern oder streichen», erklärt Line.» Die Wohnredaktorin der Zeitschrift «Annabelle» konnte also nur noch einrichten. 

Übernommen hatte sie das Haus dann vor einem Jahr im April. Die damaligen Frühlingsferien nutzte sie, um einzuziehen und es einzurichten. Natürlich profitierte Line von ihrem Fachwissen. Sie bestellte vieles online. Zum Glück lernte sie die vorherigen Besitzer kennen. Diese machten sie nämlich per Facebook ausfindig, um ihnen Glück zu wünschen in ihrem neuen Heim. «In Norwegen werden Hausverkäufe in der Regel über Makler abgewickelt, so hat man keinen direkten Kontakt zu den Bewohnern des Hauses», erklärt Line. «Umso glücklicher war ich, als die Vorbesitzerin mit mir Kontakt aufnahm, denn so konnte ich sie fragen, ob die bestellten Möbel bereits vor der Hausübernahme in die Garage geliefert werden dürfen.» Das durften sie, und bei der Ankunft im Frühling konnte also einfach ausgepackt und eingerichtet werden.

Für Line war es von Anfang an klar, dass sie das Ferienhaus auch vermieten möchte. Das nicht nur, damit es mit der Finanzierung und dem Unterhalt klappt. «Ich mag es nicht, wenn Häuser leer stehen und nicht leben. Zudem teile ich gerne meine Welt und freue mich, das Haus anderen zugänglich zu machen, die auch gerne schön wohnen und Freude an der norwegischen Natur haben.» Dem skandinavischen Wohnstil ist Line, wie könnte es anders sein, sehr zugetan. Auch ihr Zuhause in der Schweiz ist in diesem unkomplizierten, freundlichen Wohnstil eingerichtet. Dem Ferienhaus aber verleihte sie zudem diese ganz bestimmte, zauberhafte Sommerhausstimmung, bei der man das nahe Meer spürt. Die Salzluft, die Kräuter und die sonnengewärmten Steine glaubt kann man bereits beim Anschauen der Fotos fast ein wenig zu riechen.

Ins Haus gelangt man von vorne durch die Haupteingangstür oder über die Terrasse. Ein kleiner offener Flur weist in die zwei Flügel des Hauses. Auf der rechten Seite befinden sich die drei Schlafzimmer und das Bad. Auf der linken Seite gelangt man in einen grossen Raum, in welchem sich die offene Küche und das Esszimmer befinden. Ein paar Stufen hinab gelangt man weiter in das grosse Wohnzimmer mit zwei grosszügigen Sofaecken, die zusätzliche Schlafgelegenheiten bieten. 

Die frische Helligkeit, die das Haus bestimmt, hat Line mit leichten, poetischen Einrichtungsideen unterstützt. So wird man mit zwei weissen Sprossenstühlen von Hay empfangen. Über diesen hängen zarte Bilder mit Schmetterlingen und Libellen. Ein Perlenvorhang und handgewebte Sisalteppiche vervollkommnen das Entree. 

Das erste Möbel, das Line für das Ferienhaus gekauft hat, war der grosse ausziehbare Esstisch. Es ist ein massiver, dänischer Eichentisch, dessen Form typisch skandinavisch ist und an die Fünfzigerjahre denken lässt. Darum herum stehen Sprossenstühle von Hay in verschiedenen Farben. Farbig ist auch der lange, handgewobene Vintageläufer, den Line in einem «Brukthandel», dem norwegischen Pendant zu unseren Brockenhäusern, gefunden hat. 

Platz für Geschirr und die kleine Hausbar bietet eine weisse Vitrine. «Wir haben unsere Hausbar mit «Privat» angeschrieben», beantwortet Line meine Frage, ob sie denn Ihre persönlichen Sachen jeweils verschliesst, wenn Gäste kommen. Bis jetzt hat sie nur gute Erfahrungen gemacht. Sie ist überzeugt, dass die offene und ehrliche Art des Hauses Menschen anzieht, die genau das sowie schönes Wohnen schätzen und deshalb Sorge tragen. Im Zentrum des grossen Wohnraumes steht ein offener Kamin aus weissem Backstein. Er wird aber kaum genutzt und ist mit bunten Lichtkugeln und Steinen vom Strand geziert.

Die Küche – weiss, praktisch und freundlich – hat eine grosse, mit vielen Schubladen versehene Theke. Diese grenzt sie zum Essbereich ab.

Für das Fotoshooting, das entstanden ist, weil die Fotografin Rita Palanikumar gemeinsam mit Line Numme eine weitere skandinavische Wohngeschichte für «Annabelle» produzierte, bäckt Liv feine Waffeln. 

Waffeln mit viel Kardamom sind eine typisch norwegische Spezialität, und Liv verrät Sweet Home ihr Lieblingsrezept dafür:

Zutaten für etwa 10–15 Waffeln: 

  • 400g Mehl
  • 150g Zucker
  • 6dl Milch
  • 150g geschmolzene Butter
  • 2 Eier
  • 1,5 KL Backpulver
  • 1,5 KL Vanillezucker
  • Kardamom nach Belieben

Zubereitung: 
Zuerst alle trockenen Zutaten mischen. Danach kommt die Milch dazu und dann die geschmolzene Butter. Am Schluss die Eier untermischen. Alles gut verrühren und in einem Waffeleisen golden backen. 

Gegessen werden die Waffeln auf traditionelle Art mit «Brunost», norwegischem, süsssalzigen Braunkäse, und «Rømme», Crème fraîche. Der Tisch ist dafür sommerlich frisch gedeckt mit einem buntgestreiften Baumwolltischtuch und zartem weissen Porzelangeschirr im Retrolook.

In der Küche bieten ein praktischer kleiner Rollwagen und einige offene Wandregale zusätzlichen Stauraum und verleihen dabei zusätzlich eine gemütliche Portion Wohnlichkeit. 

Auch diese Vorhänge hat Line in einem «Brukthandel» gefunden. «Die waren fix und fertig und passten per Zufall perfekt in der Länge.» Unter dem Küchenfenster befindet sich eine Sitzbank – auf der es sich Mia gemütlich gemacht hat.  

Im grossen Wohnzimmer hat Line auf beiden Seiten ein Ecksofa von Ikea eingesetzt. Das Vallentuna-Sofa wurde beim Einzug gerade neu in die Kollektion aufgenommen und war für Line perfekt, nicht nur in Form, Farbe und Preis, sondern auch, weil sich daraus Betten machen lassen. Die bunten Kissen kommen von lokalen Geschäften, die Bilder sind von Ferm Living.

Auf der einen Seite des Wohnzimmers befindet sich eine eingebaute Bücherwand und eine hübsche kleine Schreibecke mit einem Vintage-Schreibtisch. Die bunten Wandteppiche hat Line bei Interio gefunden und wie auch einige andere Stücke aus der Schweiz mitgebracht. 

Zu den Schweizer Stücken gehört auch das klassische Interio-Ledersofa, welches vorher lange in ihrem Schweizer Zuhause stand. Diese kleine Lounge befindet sich neben dem Essbereich. Line war es wichtig, dass die Einrichtung lebendig und persönlich wird. So stehen auch alte Fundstücke wie dieser antike Sessel mit grünem Bezug da. «Ich mag eigentlich keine Vorhänge, aber Textilien waren hier einfach nötig. Und ich habe auch keinen grünen Daumen, so war dieser Stoff von Apelt für mich ein Glücksfall. Er zaubert das Gefühl von Natur ins Haus, und Farn ist meine absolute Lieblingspflanze.»

 

Andere Farbpunkte hat Line mit handgewobenen Flickenteppichen, Sisalmatten, Kissen, Plaids und punktuell eingesetztem Wandschmuck geschaffen.

Für Line ist es besonders schön, dass ihre beiden Töchter das Haus so sehr schätzen wie sie selbst. Beide haben hier auch ihr eigenes Reich. Dieses hier gehört Mia und ist mit einem praktischen, ausziehbaren Bett mit Stauschubladen und einem charmanten Schminktisch eingerichtet. Viele bunte Farbakzente machen es sommerlich fröhlich.

In Livs Schlafzimmer dient ein Küchentisch aus den Fünfzigerjahren als Boudoir- und Schreibtisch. Über dem Doppelbett baumeln, wie Planeten, Lichterketten und Lampions.

Auch im Elternschlafzimmer spielt Lines Liebling, der Farn, eine bedeutende Rolle. Hier ist das leuchtend grüne Farndessin auf einen dunklen Fond gedruckt. Den Stoff hat sie als Vorhang und Zierkissen eingesetzt. 

 

Zu Lines freundlichem, entspanntem Wohnstil gehören auch offene Regale statt Schränke. «Wir nehmen jeweils das mit, was wir brauchen, und haben hier nicht ein grosses Lager an Kleidern und Sachen», erklärt Line. 

Rund ums Haus, auf den Wiesen und in den Wäldern spriesst Lines Lieblingspflanze, der Farn, in ganz verschiedenen Formen und Sorten. 

«In Norwegen haben alle eine Flagge, das gehört hier ganz einfach dazu. Flaggen aber hisst man nur, wenn ein Fest ist oder ein besonderer Anlass stattfindet. Wimpel dürfen immer im Wind flattern – wir haben einen Wimpel», erklärt die Norwegerin diese Tradition. Line Numme ist Designerin und hat direkt nach ihrem Studium begonnen im renommierten Zürcher Einrichtungsgeschäft Wohnbedarf zu arbeiten. Was eigentlich als Überbrückungsjob gedacht war, wurde bald so spannend, dass sie länger blieb als gedacht. Danach machte sie eine Journalistenausbildung, bekam zwei Kinder, arbeitete bei der Zeitschrift «Wohnrevue» und hat vor über vier Jahren das Wohnressort bei «Annabelle» übernommen. Durch ihren ursprünglichen Beruf hat sie eine besonders starke Beziehung zu Design und bringt diese Liebe mit vielen Hintergrundgeschichten an die Leserinnen weiter. Zudem macht sie unter anderem auch zusammen mit Rita Palanikumar, der Fotografin der Sweet-Home-Storys, tolle Wohnreportagen und Homestorys.  

Zu Norwegen gehören die Fjorde, die Buchten, die Landzungen, der Strand und das Meer. Und auch die grossen runden Steine, die sich freundlich dem Meer zuwenden und das Land mit ihm verbinden. Alles ist von Line Nummes Ferienhaus mit einem dreiminütigen Spaziergang durch ein Wäldchen erreichbar. 

Line Nummes Websites: 

Ferienhaus in Norwegen: Vindlyveien
Landleben in ZürichBullerby

Der Beitrag Ein Traum von einem Sommerhaus erschien zuerst auf Sweet Home.


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