Haben Sie auch genug vom langweiligen «Frisch von gestern» oder dem Corona-Gourmet-Boom, bei dem alle möglichst Delikates kochen, sich damit verwöhnen und andere auf Instagram gluschtig machen? Der Alltag ist definitiv ein anderer geworden im Lockdown – mit der schweren Viruswolke über allem. Und doch ist er ein Alltag. Zu hadern oder jeden Tag zum Feiertag zu machen, tut meiner Meinung nach beides nicht gut. Viel besser ist es, den neuen Alltag zu akzeptieren und so mit ihm umzugehen, wie er es eben verdient. Das heisst, man muss ihm – wie dem alten Alltag – ab und zu ein Schnippchen schlagen. Das geht zum Beispiel mit dem Brechen der ewig gleichen Kochroutine. Die meisten kaufen weniger oft ein, gehen nicht auf die Suche nach auserlesenen Spezialitäten oder kochen nicht mal besonders gerne. Trotzdem kann man ohne grossen Aufwand mehr Abwechslung und Genuss in die Corona-Alltagsküche bringen.
Beginnen Sie zum Beispiel mit einem köstlichen, nicht ganz klassischen «BLT-Sandwich», welches einen perfekten Homeoffice-Lunch oder einen unkomplizierten Znacht abgeben kann. (Bild über: The Modern Proper)
Und so gehts:
Beträufeln Sie Scheiben von Ihrem nicht mehr so frischen Brot mit Olivenöl. Sie können sie auch mit einer Knoblauchzehe einreiben oder ein klein wenig Salz darübergeben. Anschliessend rösten Sie die Brotscheiben in der Pfanne oder im Backofen, bis sie golden und knusprig sind. Zerdrücken Sie Ihre ein bisschen mitgenommene Avocado mit einer Gabel und mischen Sie sie mit etwas Zitronensaft. Wer Fleisch mag, der brät Specktranchen knusprig, die anderen lassen den Speck einfach weg. Schneiden Sie nun Tomaten in Scheiben und braten Sie Spiegeleier. Bestreichen Sie die gerösteten Brotscheiben mit der Avocado, legen Sie die Specktranchen und einige Rucolablätter darauf. Nun pro Sandwich ein Spiegelei auf das Brot legen und alles mit Meersalz und grob gemahlenem schwarzem Pfeffer würzen. Anschliessend die Sandwiches mit einer zweiten Brotscheibe zudecken, die Brote in zwei Hälften schneiden und alles auf einem Holzbrettchen servieren.
Schmökern Sie in Kochbüchern
Kochbücher kann man wie Reisebücher oder Geschichten lesen. Kochen Sie nicht nur regelmässig ein neues Rezept aus einem Buch nach, sondern lassen Sie sich von Rezepten zu neuen Eigenkreationen inspirieren. Rezepte aus Kochbüchern als Inspiration zu nutzen, macht gerade auch dann Sinn, wenn man nicht alles zu Hause hat. Ich mag vor allem Kochbücher, die alltagstauglich sind – mit einfachen Rezepten, für die man keine grossartigen Techniken benötigt. Klar, momentan vermögen Gourmetfreuden und spannende neue und alte Techniken zu begeistern. Doch der Erfolg der unkompliziert zuzubereitenden Sweet-Home-Rezepte beweist, dass es vielen so geht wie mir. Man isst zwar gerne gut und frisch, möchte dafür aber keinen allzu grossen Aufwand betreiben. Neues auszuprobieren, bereichert immer – auch das Alltagskochen. Dank Büchern, Blogs oder der «New York Times» haben es unter anderem diese drei fantastischen Rezepte in mein Alltagsrepertoire geschafft:
Das Poulet in Milch gekocht, von Jamie Oliver
Die Pasta mit Kohl von der «New York Times»
Poulet Chasseur aus dem Kochbuch «Le Petit Larousse»
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Poulet Chasseur |
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Dieses einfache Rezept habe ich auf meine Art adaptiert. Es lohnt sich, es an einem geruhsamen Abend zuzubereiten – langsam und mit einem guten Glas Wein dazu. Die unaufgeregten Zutaten hat man meist zu Hause, das andere bekommt man im Supermarkt. Zudem funktioniert das Rezept auch gut bloss mit Pouletschenkeln. (Bild: MKN) | |
Zutaten: |
Zubereitung: |
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1 gutes Bio-Poulet, vom Metzger in Portionen geschnitten Salz und Pfeffer 1 EL Dijonsenf je 1 Handvoll Petersilie, Estragon und Kerbel, gehackt 50 g Butter Olivenöl 4 Schalotten, in Ringe geschnitten 2 Knoblauchzehen, fein gehackt 400 g Champignons, halbiert oder geviertelt 4 EL Mehl 2 dl Weisswein 4 dl Hühnerbouillon, da habe ich die von Oswald gewählt 1 EL Tomatenmark |
Die Pouletstücke mit Salz und Pfeffer würzen. In einer Gusseisenpfanne die Butter mit Olivenöl erhitzen und die Pouletstücke langsam rundum anbraten. Herausnehmen und zur Seite stellen. Anschliessend die Schalotten andünsten, die Pilze und den Knoblauch beigeben. Alles sanft gar kochen und dann mit dem Mehl bestäuben. Unter Rühren den Wein und die Bouillon einrühren. Den Senf und das Tomatenmark dazugeben und die Hälfte der Kräuter untermischen. Alles aufkochen und anschliessend die Pouletstücke beigeben. Auf kleinem Feuer etwa eine halbe Stunde bis 40 Minuten schmoren. |
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Kochen Sie Einfaches anders, zum Beispiel Bohnen und Reis wie in der Karibik |
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Wenn man Kochbücher oder Reisebücher liest, entdeckt man, dass solche einfachen Mahlzeiten, die man aus günstigen Vorratszutaten zubereitet, auf der ganzen Welt gekocht werden. In der Karibik ist beispielsweise die Kombination von Reis und Bohnen beliebt. Und ebendiese Zutaten hat man meist auch hierzulande in der Vorratskammer. Mithilfe einer pikant karibischen Zubereitung der Bohnen bekommen Sie ein simples und erst noch günstiges Mahl, das für eine willkommene Abwechslung auf dem Menüplan sorgt. (Bild über: Emilie Eats) | |
Zutaten: |
Zubereitung: |
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Olivenöl 2 Stangen Sellerie, gewürfelt 3 Rüebli, gewürfelt 1 grüne Peperoni, gewürfelt 2 Schalotten, grob gehackt 1–2 Peperoncini, fein gehackt 2 Knoblauchzehen, fein gehackt 1 KL Cayennepfeffer 2 KL Paprika 1 EL Thymian, getrocknet 1 EL Oregano, getrocknet 600 g gekochte rote Bohnen 2 EL Tomatenmark 1 Dose gehackte Tomaten 2 dl Bouillon |
Sie können für dieses Rezept rote Bohnen aus der Dose verwenden oder trockene Bohnen, die Sie über Nacht eingeweicht und dann gekocht haben. Dünsten Sie den Sellerie, die Rüebli, die Peperoni und die Schalotten in reichlich Olivenöl langsam und sachte etwa 10 Min. Dann geben Sie Knoblauch, Peperoncino, Cayennepfeffer, Thymian, Oregano und Paprika bei. Wenn der Knoblauch duftet, mischen Sie das Tomatenmark unter, geben nach zwei Minuten die Tomaten bei und giessen die Bouillon dazu. Geben Sie das Lorbeerblatt bei und köcheln Sie alles 10 Minuten. Nun geben Sie die Bohnen dazu und köcheln alles weitere 10–15 Minuten. Kochen Sie Basmatireis und servieren Sie die Bohnen zum Reis. Zum Schluss gehackte Petersilie beigeben und geniessen. |
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Wechseln Sie das Produkt und machen Sie Frites mit Polenta |
Haben Sie oder Ihre Kinder Lust auf Pommes oder Fischstäbli? Nichts gegen Fast Food, aber zu Hause schmecken solche schnellen Glücklichmacher nicht gleich und sind gar mit grossem Aufwand oder Gestank verbunden. Wechseln Sie daher doch einfach mal das Grundprodukt und bekommen so etwas ganz anderes, wie zum Beispiel Polenta Frites oder -Stäbchen. (Bild über: Rachel Schultz) |
Und so gehts: Kochen Sie eine schnelle Polenta nach Packungsangaben. Streichen Sie die Polenta ca. 1,5 cm dick auf ein mit Backpapier belegtes Backblech. Lassen Sie alles gut auskühlen. Anschliessend die Polenta in Stäbchen schneiden und diese in Butter knusprig golden braten. Mit geriebenem Parmesan darüber und einem feinen, knackigen Salat dazu servieren und geniessen. |
Versuchen Sie andere Geschmacksnoten
Salz und Pfeffer in Ehren, aber manchmal verhelfen neue Gewürze, Saucen und Zutaten zu einem völlig neuen Geschmackserlebnis. (Bild über: Serious Eats)
Meine Favoriten sind:
Harissa: Die marokkanische Gewürzpaste gibt es aus der Tube oder man kann sie selber machen. Entdecken Sie dafür Annemarie Wildeisens Rezept mit der spannenden Geschichte dazu. Mit Harissa lassen sich nicht nur marokkanische Gerichte zubereiten. Sie können im Backofen gerüstetes Gemüse damit würzen. Auch Bratkartoffeln schmecken zum Beispiel vorzüglich mit Harissa.
Sardellen: Sie sind neben frischen Kräutern meine Lieblingszutaten in der Küche. Einige gehackte Sardellenfilets peppen Saucen auf, machen Gemüse geschmacklich spannender und sind fantastisch, um Paniermehl oder ein Salatdressing aufzuwecken.
Ketchup: Ja, ich weiss, kein besonders gesundes oder hippes Lebensmittel. Aber ein kleines bisschen Ketchup kann einer Salatsauce oder einem Dip guttun. Es verhilft auch meinen gekochten Rüebli zu einem neuen Geschmack.
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Poulet mit Harissa |
Schnell und entspannt gehen Gerichte auf dem Blech. Verwendet man dabei Harissa, entführen diese Gerichte geschmacklich in den Orient. (Bild über: Nyshuk) |
Und so gehts: Sie brauchen Pouletstücke mit Haut. Dafür können Sie ein ganzes Poulet in Stücke schneiden oder einfach Schenkel nehmen. Es gibt gerade feine, kleine, neue Kartoffeln. Diese können Sie je nach Geschmack mit oder ohne Haut einsetzen. Ich persönlich mag keine Kartoffelschalen, nie! Auch wenn das Schälen von kleinen Kartoffeln Zeit braucht, ich nehme sie mir immer. Dazu können Sie nun Gemüse nehmen, das Sie gerade zu Hause haben. Zwiebeln oder Schalotten sind auf jeden Fall gut. Dann passen kleine Tomaten und/oder Peperonistücke. Ich würde auch noch einige Datteln, getrocknete Aprikosen oder Rosinen beigeben – die Süsse tut dem Gericht gut. Mischen Sie nun tüchtig Olivenöl dazu und den Saft von mindestens einer Zitrone. Sie brauchen etwa 4 EL Harissa, das ist eine marokkanische Gewürzpaste, die es in grösseren Supermärkten in Tuben gibt. Mischen Sie nun alles gut zusammen auf dem Blech und schieben dieses etwa 45 Min. bis 1 Stunde in den 200 Grad heissen Backofen. Mit Petersilie oder Pfefferminze garnieren und servieren. |
Lassen Sie sich von Restaurants inspirieren
Nie entführen Sehnsüchte so stark in die Ferne, wie wenn diese unerreichbar ist. Machen Sie aus diesem Gefühl etwas Positives und stellen Sie sich vor, Sie wären woanders. In einem englischen Fish and Chips Shop etwa. Und dann suchen Sie sich das Gericht aus, das Sie am einfachsten selber machen können. In diesem Fall sind es Mushy Peas – zerstampfte Erbsen. Diese werden traditionell zu Fish and Chips serviert. (Bild über: Cut that City)
Andere einfache Inspirationen aus Restaurants:
- Scones aus der englischen Teestube
- Croque Monsieur aus dem französischen Bistro
- Frittata aus der italienischen Apérobar
- Wurstsalat aus der Gartenbeiz
- Schnittlauchbrot aus dem bayrischen Biergarten
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Mushy Peas |
Der grüne englische Erbsenbrei kann man auch ohne die Fish and Chips geniessen, zum Beispiel auf Toast: Eine feine Art, Gemüse mal ganz anders zu geniessen. (Bild über: Feed me Phoebe) |
Und so gehts: Geben Sie grosszügig Butter in eine Pfanne. Erhitzen und dann eine Packung gefrorene Erbsli und 0,5 dl Bouillon dazugeben. Köcheln Sie alles so lange, bis die Erbsen gar sind. Anschliessend die Erbsen mit dem zerstampfen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und fein gehackte Kräuter wie Pfefferminze, Basilikum oder Kerbel und 2 EL Ziegenfrischkäse oder Crème fraîche untermischen. Nun getoastete oder geröstete Brotscheiben damit belegen und geriebenen Käse wie Parmesan, Sbrinz oder Pecorino darüberstreuen und servieren. |
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Lernen Sie das Motto «Not macht erfinderisch» und machen Sie einen Bohnendip |
Humus und Pitabrot ist ein beliebter Snack zum Aperitif in Pubs und Bars. Aber haben wir wirklich Tahini im Vorrat? Wenn man Lust auf etwas Spezielles bekommt, die Zutaten dafür aber fehlen, ist Vorstellungskraft gefragt. Schauen Sie sich gut um in Ihrem Vorratsschrank und versuchen Sie etwas anderes, einen Dip mit Bohnen zum Beispiel, der schmeckt auch gut mit ganz normalem Brot, das Sie gut toasten oder mit Olivenöl rösten können. (Bild über: Cooking with Cocktailrings) |
Und so gehts: Geben Sie reichlich Olivenöl in eine Bratpfanne. Erhitzen Sie es sanft und geben Sie frischen Rosmarin und eine fein gehackte Knoblauchzehe bei. Nun kommt eine Dose weisse Bohnen dazu. Natürlich abgetropft. Köcheln Sie alles etwa 5 Minuten und geben Sie Salz, Pfeffer und 1 KL abgeriebene Zitronenschale bei. Anschliessend alles mit 2 EL Ricotta in eine Küchenmaschine geben und grob zu einem Dip pürieren. Den fertigen Dip mit etwas Olivenöl und gehackter Petersilie servieren und geniessen. |
Schauen Sie auf Menükarten
Auch Menükarten können zu neuen Gerichten inspirieren. Auf einmal kommen Sie auf die Idee, Fisch mit Spinat zu servieren oder eine Gemüse-Cremesuppe zu machen, und schon gibt es etwas Neues auf den Tisch. (Menükarte von Rural, Paris)
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Konzentrieren Sie sich auf Grünes |
Denken Sie um und setzen Sie auf Gemüse: Machen Sie zum Beispiel einen Salat mit allem Grünen, das Sie gerade im Kühlschrank haben. (Bild über: Blissful Basil) |
Und so gehts: Schneiden Sie Gurken in Scheiben. Schneiden Sie Kohl in kleine Streifen und Stangensellerie in Würfel. Geben Sie knackig gekochte Broccolirösli oder grüne Spargeln dazu. Mischen Sie alles mit einem feinen Dressing aus Zitronensaft, Honig, Olivenöl, Salz und gehackten Kräutern wie Petersilie und Minze. Dann geröstete Kerne, gehackte Nüsse und Sesamsamen dazugeben und geniessen. |
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Kombinieren Sie neu |
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Spaghetti bolognese kennen und mögen wir. Aber eben – immer das Gleiche. Servieren Sie die Bolognesesauce doch mal zu Polenta oder über Bratkartoffeln, und schon ist ein neues Gericht geboren. (Bild über: Chowhound) | |
Zutaten Bolognesesauce: |
Zubereitung: |
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Olivenöl Salz und Pfeffer 500 g gehacktes Rindfleisch 2 Rüebli 1 Stange Sellerie 2 Schalotten 1 EL Tomatenpüree 1 dl Milch 2 dl Rotwein 1 Dose gehackte Pelati etwas Fleischbouillon 1 Handvoll Basilikum |
Das Gemüse in kleine Würfel schneiden und mit reichlich Olivenöl auf kleiner Stufe ca. 10 Minuten dünsten. Das Hackfleisch dazugeben und einige Minuten auf höherer Hitze anbraten. Das Tomatenmark untermischen, mit dem Wein ablöschen und etwas Bouillon beigeben. Anschliessend die Tomaten dazugeben und Basilikum darüberlegen, zudecken und sanft köcheln lassen – mindestens eine halbe Stunde, aber besser länger! Statt zu Spaghetti über Polenta oder Bratkartoffeln servieren. |
Gestalten Sie eigene Kochbücher
Sammeln Sie Rezepte, die Sie aus Zeitschriften ausschneiden, und Familienrezepte in hübschen Scrapbüchern. Ich mache oder besser machte das vor der digitalen Zeit mit viel Liebe und Freude. Heute sind diese Bücher meine vielen eigenen Kochbücher. Ich kann diese sinnliche und inspirierende Arbeit nur empfehlen. (Bild über: MKN)
Wechseln Sie Kochtechnik, Pfanne oder Instrumente
Achten Sie darauf, wie sie ganz automatisch etwas zubereiten, und überlegen Sie sich, ob Sie das nicht auch mal anders versuchen könnten. Wenn Sie bis anhin Gemüse immer im Wasser gekocht haben, sollten Sie es mal mit Dämpfen oder Rösten versuchen. Pürieren Sie Gemüse oder Saucen, überbacken Sie ein Gericht kurz im Ofen mit Käse und Butter. Oder raffeln Sie Gemüse wie Rüebli, Blumenkohl oder Kohlraben und braten Sie sie wie rohe Rösti in Olivenöl. (Bild über: Shutterbeans)
Credits:
Fotos über Foodblogs, Blogs und Magazine: The Modern Proper, Shutterbeans, Emilie Eats, Rachel Schultz, Cooking with Cocktailrings, Serious Eats, Nyshuk, Feed me Phoebe, Cut that City, Chowhound, Blissful Basil
Restaurants: Rural, Paris
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